Gau-Odernheim – Seit einem Jahrhundert wird im Friseursalon Holz gekämmt, geschnitten, rasiert und frisiert. 1925 gegründet, gehört das Geschäft heute zu den ältesten Friseurhandwerksbetrieben der Region – geführt in vierter Generation von Christian Holz, der das Unternehmen 2016 übernommen hat. Noch immer steht auch sein Vater regelmäßig am Stuhl – und das mit 76 Jahren.
„Wir sind wirklich stolz und auch richtig glücklich, dass wir hier in Gau-Odernheim ein Friseurgeschäft führen dürfen, das seit 100 Jahren besteht“, erklärt Christian Holz im Gespräch mit dieser Zeitung.
Anfänge in schweren Zeiten
Gegründet wurde der Salon von Georg Holz. Die Anfangsjahre waren geprägt von den Entbehrungen der Nachkriegszeit. „Kunden mussten damals Kohle oder Briketts mitbringen, damit wir überhaupt warmes Wasser zum Waschen hatten“, erzählt Holz. Auch eigene Handtücher gehörten zum Pflichtgepäck. Terminsysteme gab es nicht – man kam einfach vorbei, häufig auch nur zum Rasieren oder schnellen Frisieren zwischendurch.
Modetrends aus aller Welt auch in Rheinhessen
Über die Jahrzehnte hat sich das Handwerk stark verändert – auch im ländlichen Raum. „Heute sind wir durch Social Media genauso schnell an Trends wie Friseure in Paris oder New York“, so der Inhaber. Besonders junge Kunden kämen mit klaren Vorstellungen in den Salon – inspiriert von Instagram oder TikTok. Farbtechniken wie Balayage, Glossing oder sanfte Verläufe gehören inzwischen zum Tagesgeschäft. „Wir haben ein top ausgebildetes Team, das diesen Anforderungen fachlich auf höchstem Niveau begegnet.“
Zwei Generationen am Stuhl
Ein besonderes Zeichen familiärer Kontinuität: Vater und Sohn arbeiten aktuell gemeinsam im Salon. Nachdem Vater Holz viele Jahre in Alzey tätig war, kehrt er zum Jubiläum an den Ursprungsort zurück – freitags und samstags steht er im Laden. „Seine über 60 Jahre Berufserfahrung sind ein Schatz für uns“, sagt Christian Holz. Trotz unterschiedlicher Arbeitsweisen ergänze man sich gut – verbunden durch die gemeinsame Leidenschaft, Menschen durch gutes Friseurhandwerk glücklich zu machen.
Tradition bewahren, Neues gestalten
Ein Stück Geschichte bleibt erhalten: Die beiden originalen Herrenplätze aus dem Gründungsjahr 1925 sind bis heute Teil des Salons – stilvoll integriert in ein modernes, freundliches Raumkonzept. Der Damenbereich wurde stark erweitert und zu einem Wohlfühlort umgestaltet. Seit der Übernahme hat sich außerdem die Mitarbeiterzahl verdoppelt – ein deutliches Zeichen für gesunde Entwicklung und gute Teamarbeit.

Kunden seit drei Generationen
Einige Kunden kennen den Salon nicht nur vom Hören – sie lassen sich bereits in dritter Generation von der Familie Holz frisieren. „Darauf sind wir besonders stolz. Wir pflegen einen freundschaftlichen, fast familiären Umgang – und das kommt bei unserer Kundschaft an“, so der Inhaber.
Erinnerungen an fragwürdige Trends
Natürlich blickt man im Salon auch mit einem Augenzwinkern auf vergangene Frisurentrends zurück. „Die 90er mit Blocksträhnen und harten Kontrasten waren aus heutiger Sicht schon grenzwertig“, meint Holz schmunzelnd. Andere Moden wie der Vokuhila seien inzwischen wieder salonfähig.
Zwei große Krisen überstanden
Nicht nur Mode, auch Krisen prägen eine Unternehmensgeschichte. Der Zweite Weltkrieg war eine harte Zeit für die Familie Holz – und in neuerer Vergangenheit die Coronapandemie. „Trotz aller Hygienevorkehrungen mussten wir schließen. Das war schwer nachvollziehbar – auch für meinen Vater“, erinnert sich Christian Holz. Umso größer sei heute die Dankbarkeit, dass der Salon diese Zeit nicht nur überstanden, sondern gestärkt überlebt habe.
Standort mit Herz
Für Christian Holz ist Gau-Odernheim mehr als ein Arbeitsplatz. „Das ist ein florierender Ort mit Herz und Persönlichkeit. Wo sonst kann man beim Friseur auf der Terrasse sitzen und einen Cappuccino trinken?“ Die Lage, die Menschen und die Infrastruktur – inklusive kostenloser Parkplätze und Einkaufsmöglichkeiten – machen den Standort für ihn unverzichtbar.

Friseurhandwerk mit Zukunft
Auch bei der Digitalisierung zeigt sich der Betrieb fortschrittlich: Online-Terminbuchungen, ein aktiver Auftritt in den sozialen Medien und flexible Kundenkommunikation gehören längst zum Alltag. „Anfangs war die Onlinebuchung noch verhalten, inzwischen nutzen auch viele unserer Stammkunden diesen Service“, so Holz.
Trotzdem sieht der Inhaber auch Herausforderungen: „Das Interesse am Beruf ist leider gering – das liegt oft an überholten Vorstellungen vom Einkommen oder den Entwicklungsmöglichkeiten.“ Dabei biete das Handwerk viele Chancen – auch abseits der Großstadt. „Wer Qualität liefert, wird auch künftig Kunden haben – gerade auf dem Land.“
Feier zum runden Jubiläum
Zum 100-jährigen Bestehen hat sich das Team einiges einfallen lassen: Pflege-Rituale, Preisaktionen und Gewinnspiele begleiten das Jubiläumsjahr – im Salon wie online. Höhepunkt wird die große Jubiläumsfeier am 20. September, zu der alle Kundinnen und Kunden sowie Wegbegleiter herzlich eingeladen sind. Der Salon ist an diesem Tag von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Bei einem Glas Sekt und kleinen Köstlichkeiten wird auf die bewegte Geschichte angestoßen. „Wir freuen uns auf jeden, der mit uns diesen besonderen Tag feiern möchte.“