Alzey (as) – Vom 20. bis 24. September 2024 verwandelte sich die rheinhessische Stadt Alzey erneut in einen pulsierenden Treffpunkt der Weinkultur. Das 85. Alzeyer Winzerfest zog über fünf Tage hinweg rund 120.000 Besucher an und übertraf damit sogar die Zahlen des Vorjahres. Fünf Tage lang standen Wein, Kulinarik und das typische rheinhessische Lebensgefühl im Mittelpunkt. Das sonnige Wetter trug maßgeblich zum Erfolg des Festes bei, besonders an den Haupttagen von Freitag bis Sonntag.
Bürgermeister Steffen Jung äußerte sich hochzufrieden über den Verlauf des Festes und betonte die friedliche Atmosphäre, die das Fest prägte. „Es war ein überaus gelungenes und friedliches Winzerfest im Herzen unserer Stadt, das ganz im Zeichen der rheinhessischen Lebensart stand“, so Jung. Auch die Polizei bestätigte einen störungsfreien Verlauf, während die Schausteller bei den ersten Rückmeldungen die rege Beteiligung an ihren Ständen und Fahrgeschäften hervorhoben.
Weinkulturpreis für Johann Lafer
Ein besonderes Highlight des Winzerfestes war erneut die festliche Winzerfestweinprobe, bei der der renommierte Weinkulturpreis – die Scheuplakette – verliehen wurde. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an den bekannten Sternekoch Johann Lafer, der sich sichtlich über die Ehre freute. Die Laudatio hielt Petra Roth, ehemalige Oberbürgermeisterin von Frankfurt, die Lafer als „kulinarischen Botschafter par excellence“ würdigte. In seiner Dankesrede hob Lafer die kulturelle Bedeutung des Weines hervor und unterstrich die Wichtigkeit der Weinkultur.
Rund 600 Gäste erlebten die feierliche Weinprobe, bei der 14 erlesene Weine verkostet wurden. Die Moderatorinnen Julia Grimm und Anna Glöckner präsentierten zu jedem Wein passende Menüvorschläge, was eine harmonische Verbindung von Weingenuss und Kulinarik schuf. Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung von der AZ Big Band, die ebenfalls zur stimmungsvollen Atmosphäre beitrug.
Premiere der Riesenradweinprobe
Eine Premiere der besonderen Art bot das Winzerfest 2024 mit der ersten Riesenradweinprobe. Über den Dächern von Alzey führte die designierte Weinkönigin Julia I. die Gäste durch eine zweistündige Weinverkostung. Die Resonanz auf dieses einzigartige Erlebnis war überwältigend, wie Bürgermeister Jung begeistert bestätigte: „Die Weinprobe im Riesenrad könnte ein fester Bestandteil unseres Festprogramms werden.“
Generationswechsel im Amt der Weinkönigin
Am Eröffnungsabend des Winzerfestes wurde Nicole I. als neue Alzeyer Weinkönigin gekrönt. Ihre Vorgängerin Julia Grimm, die vier Jahre lang das Amt innegehabt hatte, verabschiedete sich mit warmen Worten an ihre Nachfolgerin: „Sei mutig, sei stolz und vor allem: Bleib immer du selbst.“ Nicole I. wird in den kommenden zwei Jahren die Stadt und ihre Weinkultur repräsentieren, und sie machte bei der Eröffnung gleich klar: „Nirgendwo schmeckt der Wein so gut wie dort, wo er gewachsen ist.“
Erfolgreiche Sonderaktionen und Familientage
Auch der „Tag der Betriebe“ und der Familientag fanden erneut großen Anklang. Besonders am Montag und Dienstag, die im vergangenen Jahr mit einem neuen Konzept überarbeitet wurden, verzeichneten die Veranstalter eine positive Resonanz. Betriebe aus Alzey und Umgebung nutzten den Montag, um gemeinsam in der Innenstadt zu feiern, während am Dienstag die Familien in den Mittelpunkt rückten. Das Kinderprogramm auf der Wein- und Sektterrasse sowie der Seniorennachmittag im Rheinhessendorf waren ebenfalls gut besucht, trotz des wechselhaften Wetters.
Kritik an den Toiletten – Verbesserung in Aussicht
Während die Stimmung insgesamt positiv war, gab es in den sozialen Medien auch vereinzelt Beschwerden, z.B. über die unzureichende Zahl an Damentoiletten im Vergleich zu den zahlreichen Pissoirs für Männer. Viele Besucherinnen bemängelten die langen Wartezeiten vor den Toiletten. Bürgermeister Jung äußerte sich dazu: „Das Toilettenthema wird Teil der Nachbesprechung sein, denn wir nehmen die Kritik ernst“ ließ er auf Anfrage dieser Zeitung mitteilen.
Hintergrund: In diesem Jahr wurden die Toilettenanlagen, wie bereits im Vorjahr, deutlich erweitert, um das Wildurinieren – vor allem von männlichen Festbesuchern – einzudämmen. Hierfür wurden neben den klassischen Toilettenwägen auch zusätzliche Urinale für Männer aufgestellt. Die Toilettenkapazitäten sind ein wesentlicher Kostenfaktor des Festes, weshalb eine genaue Planung auch in Zukunft unerlässlich sein wird. Ob in den kommenden Jahren zusätzliche Maßnahmen für mehr Damentoiletten getroffen werden, wird derzeit geprüft, heißt es seitens der Stadt.
Ausfälle bei den „Promillebussen“ – eine Baustelle für die Zukunft
Ein weiteres Thema, das für Unmut sorgte, waren die angekündigten „Promillebusse“. Beschwerden gingen hier in unserer Redaktion ein, dass diese an mehreren Abenden nicht wie geplant verkehrten. Besonders auf der Route Nack/Nieder-Wiesen/Mauchenheim warteten am Freitagabend sowie Samstag- und Sonntagnacht rund 100 Personen vergeblich auf die Busse, so ein Leser.
Die Stadtverwaltung bestätigte Vorfälle und erklärte, dass man bereits im vergangenen Jahr Schwierigkeiten mit den Nachtbuslinien gehabt habe, unter anderem wegen der damaligen Baustelle „Am Damm“. Warum es auch in diesem Jahr zu Problemen kam und die vereinbarten Abläufe nicht eingehalten wurden, ist noch nicht abschließend geklärt. „Wir stehen im Kontakt mit den beauftragten Dienstleistern, um sicherzustellen, dass im kommenden Jahr ein reibungsloser Ablauf gewährleistet ist. Die Besucherinnen und Besucher müssen sich auf die Spätbuslinien verlassen können“, so Pressesprecher Pascal Schmitt.
Ein erfolgreiches Fest mit Blick auf 2025
Trotz der Herausforderungen, die sowohl die Toilettenversorgung als auch den Busverkehr betrafen, bleibt das 85. Alzeyer Winzerfest ein großer Erfolg und ein bedeutender Treffpunkt für die Region. Die Mischung aus Weingenuss, rheinhessischer Lebensfreude und einer stetigen Weiterentwicklung des Programms, wie etwa der Premiere der Riesenradweinprobe, machte das Fest wieder zu einem Highlight.
Mit einem offenen Ohr für die Anliegen der Besucher und einem klaren Ziel vor Augen, die aufgetretenen Probleme zu beheben, blickt die Stadt Alzey positiv auf die kommende Ausgabe des Winzerfestes im Jahr 2025.
Engagement und Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg
Bürgermeister Steffen Jung bedankte sich am Ende des Festes herzlich bei allen Beteiligten, von den Schaustellern über die Winzer bis hin zu den Vereinen und Hilfsorganisationen. „Das gute Miteinander aller Beteiligten ist der Schlüssel zum Erfolg unseres Festes“, so Jung. Er hob dabei besonders das Engagement der Winzer hervor, die trotz der parallel laufenden Weinlese tatkräftig zum Gelingen des Festes beitrugen.
Das Alzeyer Winzerfest 2024 zeigte einmal mehr, dass es weit mehr als nur ein lokales Ereignis ist. Es ist ein lebendiger Ausdruck rheinhessischer Lebensart und Weinkultur, der Menschen aus nah und fern anzieht. Die Mischung aus Tradition und neuen Ideen, wie der Riesenradweinprobe, sorgte auch in diesem Jahr für Begeisterung und bestärkte Alzey in seiner Rolle als Zentrum des Weinbaus und Treffpunkt für Liebhaber des guten Geschmacks.