Der Spielplatz in Gau-Odernheim war eines der Ziele bei der Begehung des Behindertenbeirates. Fotoquelle: Simone Stier/Kreisverwaltung Alzey-Worms
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GAU-ODERNHEIM (jk)- Wie barrierefrei ist Gau-Odernheim? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Begehung des Behindertenbeirates des Landkreises Alzey-Worms. Ziel der Aktion war es, Hindernisse im öffentlichen Raum sichtbar zu machen, die Barrierefreiheit vor Ort zu überprüfen und gemeinsam mit Verantwortlichen Lösungen zu entwickeln.

An der Begehung nahmen neben Mitgliedern des Behindertenbeirates auch Landrat Heiko Sippel, Ortsbürgermeister Heiner Illing, Verbandsbürgermeister Steffen Unger, Mitarbeiter der Kreis- und Ortsverwaltung sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger teil. Unterstützt wurde der Rundgang durch eine Person im Rollstuhl, eine Rollatornutzerin und eine blinde Person, um unterschiedliche Perspektiven einzubeziehen.

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Der Rundgang startete an der Petersberghalle, führte über den Spielplatz, durch den alten Ortskern, über den Friedhof, vorbei an der Kirche bis zum Rathaus. Dabei wurden insbesondere Wege zu Arztpraxen, zur Apotheke, zum Spielplatz, zur Bushaltestelle sowie zu Kirche und Friedhof unter dem Aspekt der Barrierefreiheit geprüft.

Positive Beispiele und bestehende Hindernisse
Gau-Odernheim hat in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefreiheit umgesetzt. Die sanierte Petersberghalle, das Rathaus sowie der barrierefrei gestaltete Friedhof gelten als vorbildlich. Auch die örtliche Bushaltestelle ist mit einem Bodenleitsystem ausgestattet.

Dennoch wurden während der Begehung auch Barrieren deutlich. So stellen hohe Bordsteinkanten, fehlende Markierungen für Sehbehinderte, Kieswege auf Spielplätzen sowie Stufen an Arztpraxen und historischen Gebäuden erhebliche Hindernisse dar. „Häufig wird bei Barrierefreiheit nur an Menschen mit Gehbehinderung gedacht. Dabei geht es um die Teilhabe aller Menschen am täglichen Leben“, betonte Gösta Riemer, Mitglied des Behindertenbeirates und Rollstuhlfahrer.

Anregungen gab es auch für den Spielplatz. „Für Kinder mit Kommunikationsschwierigkeiten wäre es eine große Hilfe, wenn es dort Tafeln mit einfachen Piktogrammen gäbe“, sagte Peter Dörrie, Vater eines beeinträchtigten Kindes.

Lösungsansätze und Ausblick
Die Apotheke im Ortskern, die sich in einem historischen Gebäude befindet, bietet bereits eine Lösung: Ein Klingelknopf am Eingang ermöglicht es, bei Hilfebedarf Unterstützung anzufordern. Für blinde Menschen fehlen jedoch an einigen Stellen Markierungen, die den Übergang von Gehwegen zu Straßen kennzeichnen.

Peter Dörrie regte zudem an, die Plattform OpenStreetMap stärker zu nutzen. Dort könnten Nutzer Informationen zur Barrierefreiheit vor Ort eintragen und für andere zugänglich machen.

Ortsbürgermeister Heiner Illing betonte, dass die Gemeinde den barrierefreien Ausbau weiter vorantreiben werde. So sei beispielsweise geplant, einen barrierefreien Zugang zur Kirche auch von der Vorderseite zu schaffen. Eine innerörtliche Verkehrsberuhigung könnte langfristig durch eine Ortsumgehung unterstützt werden.

Verbandsbürgermeister Steffen Unger wies darauf hin, dass es bei der Umsetzung von Barrierefreiheit oft an Fachwissen fehle. In den vergangenen Jahren habe die Gesellschaft jedoch viel dazugelernt.

Landrat Heiko Sippel unterstrich abschließend: „Wir sind kein Kontrollgremium. Ziel der Begehung ist es, Barrieren im Alltag sichtbar zu machen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.“

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