Alzey (as) – Der Fraktionssprecher von DIE LINKE, Kemal Gülcehre äußert sich nach unserem Bericht zur „Prinz Emil Diskussion“ in einem Interview mit der Alzeyer-Zeitung.

Alzeyer-Zeitug: Herr Gülcehre, wie stehen Sie zum Vorschlag von Stadtratsmitglied Steffen Jung (SPD), das Gebäude der Spießgasse 75, auch bekannt als „Prinz Emil“ zu restaurieren und die 33 Mitarbeiter des Bauamts dorthin zu versetzen?

Kemal Gülcehre: Grundsätzlich bin ich in der Sache, also den Erhalt der Arbeitsplätze in der Innenstadt, absolut derselben Meinung, denn 33 Arbeitsplätze in den Außenbereich der Stadt, also ins Industriegebiet zu verlegen, finde ich den absolut falschen Weg.
Es geht ja nicht nur um die 33 Arbeitsplätze die dort untergebracht werden sollen, sondern auch um den Besucherverkehr, der die Innenstadt eben mit bereichern könnte.

ALzeyer Zeitung: Wie sehen sie die Investitionsproblematik?

Kemal Gülcehre: Wenn man Investoren hätte, die den Prinz Emil restaurieren würden, wäre das durchaus eine gute Idee, aber in dem aktuellen Zustand des Gebäudes, dies aus der öffentlichen Hand zu sanieren, finde ich wie ein Roulettespiel, man weiss einfach nicht
was kommt – gerade in der aktuellen Haushaltssituation ist das schlicht zu riskant.
Arbeitsplätze aus dem öffentlichen Dienst in dieses Gebäude versetzen zu wollen wäre einfach ein Fass ohne Boden, da muss ich der Kritik der CDU zustimmen, denn alleine die Einhaltung der Brandschutzbestimmungen, Sicherheitsvorgaben etc… sind aus finanzieller Sicht einfach unüberschaubar bei diesem Gebäude.
So gut ich die Absicht von Steffen Jung sehe, so problematisch sehe ich einfach die Umsetzung und Finanzierung

Alzeyer-Zeitung: Hätten Sie denn einen Alternativvorschlag? Oder sind sie ebenfalls für die Verlegung ins Industriegebiet?

Kemal Gülcehre: Alternativen sind leider schwer, allerdings besteht Handlungsbedarf, das steht fest.
Auf der grünen Wiese auf dem EWR Gebäude sehe ich leider keinerlei Synergieeffekte.
Die Kosten des rund 800qm Umbaus und Aufstockung liegen nach Schätzung bei etwa 2,8 Mio (wenn das dabei bleibt), das wären umgerechnet € 3.500.-/m², hier sind die üblichen 15% Mehrkosten noch nicht einkalkuliert

Aktuell gibt es ein Neubauprojekt mit Festpreisangebot mit einer Größe von 1600m² in der Albiger Straße.
Der Neubaupreis liegt hier lediglich bei € 2350.- / m² , das wäre fast die doppelte Fläche zum gleichen Preis.
Auch wäre man von dort noch etwas näher zur Stadt, zudem wäre noch Platz für weitere Einrichtungen frei (z.b. Notunterkünfte für Frauen, Jugendprojekte, Vermietung an Kreisverwaltung etc.)

Ich habe beispielsweise bei der letzten Bauausschussitzung vorgeschlagen, dass die Stadt Alzey oder die Alzeyer Baugesellschaft dieses aufkaufen könne und die Stadt Alzey anmieten.
So wäre man über den Umweg der Baugesellschaft, die sich ja zu 100% im Besitz der Stadt Alzey befindet, ebenfalls Besitzer des Objekts.
Mit dieser Lösung könnte nicht nur das Bauamt mit ihren 33 Mitarbeitern in das neue Gebäude einziehen, sondern auch die Baugesellschaft mit ihren 9 Angestellten, die derzeit ebenfalls zur Miete untergebracht sind.
Stadtbürgermeister Christoph Burkhard lehnte dies jedoch ab, da die Baugesellschaft
primär für Sozialwohnungen zuständig wäre und nicht für gewerbliche Objekte, zudem möge er das Bauamt nicht in Mieträumen untergebracht wissen.
Dass bereits in der Nibelungen Straße bzw. Ostdeutsche Straße seitens der Baugesellschaft Gewerbeobjekte finanziert und vermietet wurden bzw. immer noch werden, schien ihn nicht sonderlich zu interessieren.

Hält man sich die Logik vor Augen: ungeahnte Kosten für ein kaum noch zu rettendes Gebäude oder hohe Investition für 800qm zu 3.500 EUR pro Quadramater und die Arbeitsplätze dabei ins Industriegebiet zu verlagern, scheint die Albiger Straße mit 1600qm zu 2350 EUR fixen Kosten, ohne böse Überraschungen, mit Reserven doch eigentlich einleuchtend.