Ortsgemeinden zukunftsweisend entwickeln – Gleich sieben Ortsgemeinden im Landkreis Alzey-Worms, sechs in der Verbandsgemeinde Alzey-Land (Bornheim, Bermersheim v.d.H., Bechenheim, Offenheim, Gau-Heppenheim, Freimersheim) und Gumbsheim in der VG Wöllstein, sind jetzt als Dorferneuerungsgemeinden anerkannt. Bei einer Feierstunde im Sitzungssaal der Kreisverwaltung erhielten die Ortsbürgermeister*innen die Urkunden. Damit ist der Weg frei für die zukunftsweisende Entwicklung der Ortsgemeinden, die im Rahmen des Projektes „Zukunftsdorf“ im Jahr 2017 einen Kooperationsvertrag geschlossen und sich gemeinsam für die Anerkennung als Dorferneuerungsgemeinde beworben hatten. So konnten Ideen im Zusammenspiel entwickelt und Synergieeffekte genutzt werden. Unterstützt wurde das Projekt durch die Europäische Union mithilfe des LEADER-Programms.
„Ich freue mich sehr, dass alle sieben Ortsgemeinden die Anerkennung als Dorferneuerungsgemeinde erhalten haben. Damit sind die Rahmenbedingungen für den zukunftsweisenden örtlichen Wandel gesetzt. Der Charme des Projektes liegt in der gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit. Hier sieht man, was alles möglich ist und in einem größeren Rahmen entwickelt werden kann“, betonte Landrat Heiko Sippel. Herzlich dankte der Kreischef VG-Bürgermeister Steffen Unger und den Mitarbeitenden der VG-Alzey-Land, die das Projekt „Zukunftsdorf“ federführend begleitet und viel Organisatorisches gestemmt haben. „Die Dorferneuerung ist ein tolles Instrument, um die Ortsgemeinden weiterzuentwickeln. Der gemeindeübergreifende Austausch ist ein wichtiger Weg und eröffnet neue Möglichkeiten“, bekräftigte VG-Bürgermeister Steffen Unger.
Jede Gemeinde hat mit Unterstützung der Dorfmoderation ein eigenes Konzept entwickelt, um als Dorferneuerungsgemeinde anerkannt zu werden (Förderung aus der Dorferneuerung in Höhe von 9.500 bis 12.000 Euro pro Gemeinde). Darüberhinaus wurden in Kooperation der Gemeinden gemeinsame Handlungsziele und deren Umsetzung über die eigenen Grenzen hinaus erarbeitet (LEADER-Förderung in Höhe von 65.100 Euro). Gemeindeübergreifende Arbeitskreise wurden unter anderem zu den Themen Digitalisierung, Dorf-App, mobile medizinische Versorgung, Jugendarbeit, Mobilität, Radwegenetz und blühende Dörfer initiiert. Mit der Anerkennung als Dorferneuerungsgemeinde können die Ortsgemeinden mit finanzieller Unterstützung der Dorferneuerungsförderung oder LEADER die erarbeiteten Themen und Ziele zukünftig leichter umsetzen.
Maßnahmen wie das „Umfeld Bürgerhaus“ in Bechenheim, die „Alte Schule“ in Freimersheim und das „Freizeitgelände hinter der Kita“ in Offenheim sind bereits im Rahmen der Dorferneuerung beantragt und zum Teil bewilligt worden. Auch wird die Möglichkeit, private Förderungen für bauliche Maßnahmen an Gebäuden im Dorfkern zu beantragen, von deren Eigentümern bereits genutzt.
Diplom-Geograph Thomas Zellmer vom begleitenden Planungsbüro „Stadt-Land-plus GmbH“ betonte, dass es im Zuge der Nachhaltigkeit für die Ortsgemeinden wichtig sei, nicht nur immer weitere Baugebiete zu schaffen, sondern das zu bewahren, was man bereits habe. Ziel sei es, in einem interkommunalen Rahmen Lösungsmöglichkeiten für die veränderten demografischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, unter Erhaltung des Charakters der gewachsenen Ortslagen, zu finden. Das kooperative Konzept folge dem Ansatz, dass gebündelte, gut abgestimmte Maßnahmen eine höhere Wirkung und einen besseren Nutzen für die Bürger*innen haben als Einzelkonzepte. Gemeinsame Lösungsansätze für die aktuellen Herausforderungen im ländlichen Raum wie Digitalisierung, E-Mobilität oder Radwegeausbau werden erarbeitet. Der kooperative Ansatz eröffne neue Perspektiven, und Möglichkeiten, da viele Themen nicht an der Ortsgrenze aufhören. Was für ein Dorf allein nicht sinnvoll oder machbar erscheine, könne es für zwei oder mehrere Dörfer durchaus sein. Hinzu kommen die Chancen von Netzwerkbildung, gegenseitiger Unterstützung sowie das voneinander Lernen und das gemeinsame Handeln.
„Die freiwillige Kooperation der sieben teilnehmenden Ortsgemeinden ist das besondere Merkmal des Projekts Zukunftsdorf“, betonte die bei der Kreisverwaltung für die Dorferneuerung zuständige Mitarbeiterin Nicole Becker-Mutschler: „Dorferneuerung ist ein stetiger und demokratischer Prozess. Sie hilft den sich wandelnden Bedürfnissen der Bürger*innen vor Ort gerecht zu werden, wenn sich weiterhin viele Menschen aktiv an der Entwicklung von Zielen beteiligen und vor allem bei deren gemeinsamen Umsetzung tatkräftig mitwirken.“