Alzey (as) – Während es überall in der Stadt noch ruhig war, herrschte am Neujahrsmorgen in der Fußgängerzone, auf Ober-, Fisch- und Roßmarkt schon reges Treiben. Gleich 20 Helfer der Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinde hatten schon alle Hände voll zu tun, um die Spuren der Silvesternacht zu beseitigen. Fast zwei Stunden war die ehrenamtliche Kehrtruppe der Jungen Muslime unter der Leitung von Ahmed Sadaqat, dem Jugendvorsitzenden der Ahmadiyya-Gemeinde, in der Innenstadt unterwegs. Am Ende waren es sieben Säcke mit leeren Flaschen, Resten von Raketen und Feuerwerkskörpern und anderem Unrat, den die Feiernden in der Nacht hinterlassen hatten. Die Reinigungsaktion der Ahmadiyya Muslim Jamaat findet bundesweit durch die Jugendorganisationen in zahlreichen Städten und Gemeinden statt und hat auch in Alzey bereits eine jahrelange Tradition.
Bürgermeister Steffen Jung bedankte sich bei den fleißigen Helfern mit einem Getränk für ihren Einsatz. „Dank Ihnen sind die zentralen Plätze der Stadt, das Umfeld der Nikolaikirche und die Fußgängerzone bereits am Neujahrsmorgen wieder vom gröbsten Schmutz befreit“, so der Stadtchef. Gleichzeitig entlaste das Engagement der Mitbürgerinnen und Mitbürger die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs, die in den Tagen nach der Silvesternacht vielerorts mit den Hinterlassenschaften der Feiernden beschäftigt sind. „Schöner wäre es natürlich, wenn sich jeder um den Müll vor der eigenen Haustür kümmern würde“, so der Stadtchef weiter. So wie es in der Volkerstadt vielerorts, aber leider nicht überall der Fall ist.
Ahmadiyya Muslim Jamaat: Geschichte und politische Ausrichtung
Die Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) ist eine islamische Reformbewegung, die 1889 in Qadian, Indien, von Mirza Ghulam Ahmad gegründet wurde. Ahmad beanspruchte, der verheißene Messias und Mahdi zu sein, der von vielen muslimischen Traditionen erwartet wird, und sah seine Mission darin, den Islam in seiner ursprünglichen Reinheit wiederherzustellen und den interreligiösen Frieden zu fördern. Heute zählt die Ahmadiyya-Gemeinschaft weltweit etwa 10 bis 20 Millionen Mitglieder und ist in über 200 Ländern vertreten.
Geschichte und Glaubensgrundsätze
Die AMJ basiert auf der Überzeugung, dass Mirza Ghulam Ahmad eine spirituelle Erneuerung des Islam eingeleitet hat. Ihre Mitglieder betonen die zentrale Bedeutung des Koran, der Gewaltfreiheit und der universellen Menschenrechte. Ihr Motto „Liebe für alle, Hass für keinen“ prägt das Selbstverständnis der Gemeinschaft.
Die Bewegung erlebte von Beginn an Widerstände, da ihre Ansichten insbesondere in orthodoxen muslimischen Kreisen auf Ablehnung stießen. In Pakistan wurde die Gemeinschaft 1974 offiziell für „nicht-muslimisch“ erklärt, was zur rechtlichen und sozialen Diskriminierung der Ahmadiyya führte. Diese Verfolgung hat viele Ahmadis gezwungen, ins Exil zu gehen.
Politische und soziale Ausrichtung
Die Ahmadiyya Muslim Jamaat betont ihre Neutralität und Distanz zu politischen Konflikten. Sie engagiert sich vielmehr in humanitären Projekten, Bildungsinitiativen und interreligiösen Dialogen. Ahmadis lehnen Gewalt als Mittel der politischen oder religiösen Durchsetzung kategorisch ab.
In westlichen Ländern haben Ahmadiyya-Gemeinden durch Projekte wie „Tag der offenen Moschee“ oder öffentliche Friedenskampagnen zur Förderung eines positiven Islambildes beigetragen. Gleichzeitig setzt sich die AMJ weltweit für Religionsfreiheit und die Rechte verfolgter Minderheiten ein.
Die Ahmadiyya Muslim Jamaat ist eine Bewegung innerhalb des Islam, die für Reform, Frieden und Dialog steht. Trotz der anhaltenden Diskriminierung in vielen Ländern bleibt sie eine Gemeinschaft, die sich auf humanitäre Werte und die Förderung eines gewaltfreien Islams konzentriert.