Alzey (as) – In der Zoar-Kindertagesstätte am Rennweg in Alzey ist kürzlich ein Ausbruch von Krätze (Skabies) aufgetreten, was zu besorgten Reaktionen von Eltern und Diskussionen über die angemessenen Reaktionsmaßnahmen geführt hat.
Vorwürfe an KiTa-Leitung und Kreisverwaltung
Ein besorgtes Elternteil wandte sich an unsere Redaktion und äußerte Bedenken darüber, wie der Krätzeausbruch behandelt wurde. Die Eltern machten sich Sorgen um die Gesundheit ihrer Kinder und äußerten Zweifel an der angemessenen Reaktion der Behörden.
„Das Gesundheitsamt hat jetzt allen Familie gesagt, sie sollen zum Kinderarzt gehen, sich dort ein Rezept für solch eine Salbe zu holen und zu behandeln. Jetzt haben sich Kinderärzte beim Gesundheitsamt gemeldet und gemeint, diese Kinder hätten ja nichts und man könnte nicht einfach so ein Rezept ausstellen. Darauf hin hat das Gesundheitsamt zurück gerudert und gegenüber der Kita behauptet es wäre nicht so schlimm. Die Kita ist jetzt zwei Tage wegen Desinfektion geschlossen. Und am Montag sollen alle Kinder wiederkommen. Unbehandelt! Meiner Meinung nach wird hier nicht richtig reagiert und auch agiert. Wie will man dieser Krankheit, die hoch ansteckend und eine Inkubationszeit von bis zu 6 Wochen hat, entgegen wirken?“ schreibt uns ein Elternteil.
KiTa und Kreisverwaltung dementieren Vorwürfe
Die KiTa-Leitung der Zoar-Kindertagesstätte reagierte auf die Anschuldigungen und gab an, dass alle erforderlichen Schritte unternommen wurden, um angemessen auf den Ausbruch zu reagieren. Sie betonten, dass die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Alzey erfolgte und alle Maßnahmen entsprechend den Empfehlungen der Gesundheitsbehörde umgesetzt wurden. Eine Schließung der Einrichtung wurde aus organisatorischen Gründen durchgeführt, um gründliche Umgebungsmaßnahmen zu ermöglichen: „Der Auszug aus dem von Ihnen genannten Schreiben kann von uns so nicht bestätigt werden.“ schreibt die KiTa Leitung auf Anfrage dieser Zeitung „Aufgrund der angezeigten Durchführung von Hygienemaßnahmen in den Räumlichkeiten der Zoar – Kindertagesstätte, der Prüfung und Einleitung der individuellen, prophylaktischen Maßnahmen bei den Kontaktpersonen wurde am 25.04.2024 ein Schließtag veranlasst. Der 26.04.2024 war ein, unabhängig von den Skabies-Fällen, geplanter Schließtag.„
Auch die Kreisverwaltung reagierte auf Anfrage dieser Zeitung und stellte klar, dass das Gesundheitsamt die Einrichtung beraten habe und gründliche Umgebungsmaßnahmen empfohlen wurden. Die Schließung der KiTa sei eine Entscheidung des Trägers gewesen, jedoch sei dies nicht auf Anweisung des Gesundheitsamtes erfolgt: „Das Gesundheitsamt wurde durch die KiTa-Leitung über Skabies-Fälle in der Einrichtung informiert. Nach eingehenden Ermittlungen ergab sich aus Sicht des Gesundheitsamts ein epidemiologischer Zusammenhang, sodass nach aktuellem Sachstand von einer Übertragung innerhalb der Gemeinschaftseinrichtung und damit von einem Ausbruchsgeschehen ausgegangen werden muss.
Das Gesundheitsamt hat daraufhin die betroffene Einrichtung beraten, ein Informationsschreiben für die Eltern sowie eine Vorabinformation für die Kinderarztpraxen verfasst – siehe Anlage. Insofern ist es richtig, dass das Gesundheitsamt die Einrichtung bzgl. gründlicher Umgebungsmaßnahmen beraten hat. Eine Schließung der KiTa wurde nicht von Seiten des Gesundheitsamtes angeordnet, sondern war nach unserer Kenntnis der Tatsache geschuldet, dass die notwendigen Umgebungsmaßnahmen organisatorisch sehr umfangreich waren, sodass sich der Träger aus organisatorischen Gründen für eine Schließung der Einrichtung entschieden hat.“ schreibt die Pressestelle hierzu.
Die Eltern der betroffenen Kinder wurden demnach umfassend informiert und erhielten entsprechende Merkblätter und Empfehlungen für die Behandlung.
Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass trotz unterschiedlicher Darstellungen seitens der Beteiligten, wohl alle notwendigen Schritte unternommen wurden, um den Krätzeausbruch einzudämmen und die betroffenen Kinder und deren Familien angemessen zu informieren und zu unterstützen.
Krätze (Skabies, früher Räude)
Skabies, fachsprachlich auch als Skabies, Scabies oder Acarodermatitis bekannt, ist eine weitverbreitete parasitäre Hautkrankheit, die durch die Grabmilbe Sarcoptes scabiei verursacht wird. Die Bezeichnung „Räude“ wurde früher auch für diese Krankheit verwendet.
Die weiblichen Krätzemilben, halbkugelförmig und etwa 0,3–0,5 Millimeter groß, dringen in die Oberhaut (Epidermis) ein und legen dort ihre Eier sowie Kotballen in den Kanälen (Milbengänge) ab. Die Absonderungen der Milben führen zu erheblichen Schäden an der Haut. Die Inkubationszeit der Krankheit beträgt in der Regel einige Tage bis zu sechs Wochen.
In Deutschland gilt gemäß § 34 des Infektionsschutzgesetzes bereits bei Verdacht auf Skabies ein Verbot des Aufenthalts und Arbeitens in Gemeinschaftseinrichtungen für betroffene Personen. Die Therapie erfolgt vorzugsweise durch die Anwendung spezieller Cremes, Emulsionen oder Tabletten sowie durch eine Reihe von Hygienemaßnahmen, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen.