
Einführung neuer Technik: Mülltonnen werden gechippt
Im Rahmen der Umstellung auf ein neues Abfallwirtschaftssystem startet der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Landkreises Alzey-Worms derzeit die Ausstattung aller Bio- und Restmülltonnen mit Chips. Die Chips speichern lediglich eine neutrale Zahlenkombination, um jede Tonne eindeutig einem Grundstück zuzuordnen. Persönliche Daten oder Angaben über den Inhalt werden auf dem Chip nicht gespeichert.
Ziel ist es, die Müllabholung effizienter zu organisieren, missbräuchlich genutzte Tonnen auszusortieren und die Basis für ein neues, verbrauchsabhängiges Abrechnungsmodell zu schaffen.
Ab Juli 2025: Seltenerer Leerungsrhythmus
Ab dem 1. Juli 2025 wird die Restmülltonne im gesamten Landkreis nur noch alle drei Wochen geleert – statt wie bislang alle zwei Wochen. Die Leerung der Biotonne bleibt weiterhin im 14-tägigen Rhythmus bestehen.
Trotz der selteneren Abholung bleibt die Höhe der Müllgebühren zunächst unverändert. Eine Senkung ist nicht vorgesehen. Stattdessen wird künftig jede Leerung einzeln registriert. Mithilfe der Chips auf den Mülltonnen kann genau nachvollzogen werden, wann ein Behälter tatsächlich geleert wird. Wer weniger oft seine Tonne zur Abholung bereitstellt, kann dadurch Gebühren sparen, betont Landrat Heiko Sippel.
Hintergrund: Hohe Abfallmengen und steigende Entsorgungskosten
Wie der AWB auf unsere Anfrage mitteilt, produziert der Landkreis Alzey-Worms derzeit rund 176 Kilogramm Restmüll pro Einwohner und Jahr – den höchsten Wert aller Landkreise in Rheinland-Pfalz. Untersuchungen des Umweltbundesamtes zeigen, dass nur etwa ein Drittel des Mülls tatsächlich in die Restmülltonne gehört. Fehlwürfe wie Bioabfall, Papier und Verpackungen treiben die Entsorgungskosten unnötig in die Höhe.
Zugleich läuft der bisherige günstige Abfuhrvertrag zum 30. Juni 2025 aus. Die Neuausschreibung ergab Preissteigerungen von etwa 25 bis 30 Prozent. Verantwortlich sind vor allem gestiegene Personal-, Energie- und Entsorgungskosten sowie die neue CO₂-Abgabe.
Ohne die Umstellung auf einen verlängerten Leerungsrhythmus und die Neuzuteilung der Behältergrößen wären die Kostensteigerungen nach Angaben des AWB noch deutlich gravierender ausgefallen.

Neues Abrechnungssystem: Weniger Volumen, gezählte Leerungen
Mit Einführung des neuen Systems wird nicht nur die Zahl der Leerungen erfasst, sondern auch das Tonnenvolumen angepasst. Künftig gilt folgende Staffelung:
1–6 Personen: 120 Liter
7–12 Personen: 240 Liter
13–24 Personen: 2 × 240 Liter
Haushalte, die mehr Abfall produzieren, können zusätzliche Behälter kostenpflichtig beantragen. Umgekehrt können Haushalte, die ihre Tonnen nicht bei jedem Abfuhrtermin bereitstellen und so Leerungen einsparen, ihre Gebühren senken.
Dieses gezielte Anreizsystem soll eine bessere Mülltrennung fördern und finanziell belohnen. Allerdings wird die tatsächliche Einsparung nur dann spürbar, wenn konsequent weniger Restmüll produziert und entsprechend selten die Tonne bereitgestellt wird.
Kostenbelastung für Bürger: Deutliche Mehrkosten trotz Sparmöglichkeit
Trotz der angekündigten Einsparmöglichkeiten zeigt eine Berechnung, dass die Umstellung für viele Haushalte eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung bedeutet:
Durch die Reduzierung von 26 auf etwa 17 Leerungen pro Jahr steigt der Preis pro Leerung effektiv um etwa 50 Prozent.
Zusätzlich ist eine allgemeine Gebührenerhöhung von etwa 25 bis 30 Prozent angekündigt.
Beispielrechnung:
Bei einer angenommenen bisherigen Jahresgebühr von 200 €:
Bisher: 200 € / 26 Leerungen ≈ 7,70 € pro Leerung
Künftig: 200 € / 17 Leerungen ≈ 11,76 € pro Leerung (+53 %)
Mit 25 % Gebührenerhöhung: 250 € / 17 Leerungen ≈ 14,70 € pro Leerung
Damit würden die effektiven Kosten pro Leerung nahezu verdoppelt – wenn nicht durch bewusstes Einsparen von Leerungen gegengesteuert wird.
Kritischer Blick: Einsparpotenzial relativiert die Mehrbelastung nur bedingt
In der offiziellen Mitteilung der Kreisverwaltung, betont Landrat Heiko Sippel, dass durch Müllvermeidung und bewusstes Reduzieren von Leerungen eine Gebührenentlastung möglich sei.
Vor dem Hintergrund der gleichzeitigen Reduzierung der Serviceleistung und der deutlich steigenden Grundkosten wirkt dieses Einsparpotenzial jedoch nur bedingt überzeugend.
Faktisch setzt eine spürbare Reduzierung der Gebühren voraus, dass Haushalte ihr Müllaufkommen deutlich senken und regelmäßig auf Abfuhren verzichten können – was insbesondere für größere Haushalte eine Herausforderung darstellen dürfte.
Einschnitt mit finanziellen Folgen
Die Umstellung der Müllabfuhr im Landkreis Alzey-Worms bringt tiefgreifende Veränderungen. Technische Modernisierungen und ökologische Ziele stehen auf der einen Seite, eine deutliche Reduzierung des Abfuhrservices bei steigenden Kosten auf der anderen.
Wer aktiv Müll vermeidet und Leerungen einsparen kann, hat künftig die Möglichkeit, die eigene Gebührensituation zu verbessern – doch für viele Bürgerinnen und Bürger wird die Umstellung spürbare Mehrkosten bedeuten.
Das ändert sich ab 1. Juli 2025 im Landkreis Alzey-Worms:
Restmülltonne:
→ Leerung künftig nur noch alle drei Wochen (statt bisher zwei Wochen)
Biotonne:
→ Bleibt bei der zweiwöchentlichen Leerung
Mülltonnen-Chips:
→ Jede Bio- und Restmülltonne wird mit einem Chip ausgestattet
→ Der Chip registriert jede Leerung und ordnet die Tonne einem Grundstück zu
Neue Abrechnung:
→ Jede Leerung wird gezählt
→ Gebührensenkung möglich, wenn Leerungen eingespart werden
→ Wer häufiger leert, zahlt entsprechend mehr
Anpassung des Tonnenvolumens:
→ 1–6 Personen: 120 Liter
→ 7–12 Personen: 240 Liter
→ 13–24 Personen: 2 × 240 Liter
Gebührenentwicklung:
→ Trotz seltenerer Abholung steigen die Kosten um etwa 25–30 %
→ Genaue neue Gebührenhöhe wird noch kalkuliert
Einsparpotenzial:
→ Durch bessere Mülltrennung und weniger Leerungen können Bürger künftig Einfluss auf ihre Gebühren nehmen
→ Ohne aktive Reduzierung drohen deutlich höhere Kosten pro Leerung