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Alzey (as) – Der Fastnachtsumzug in Alzey steht bevor, doch die steigenden Sicherheitsanforderungen stellen Veranstalter und Teilnehmer vor neue Herausforderungen. Was früher eine eher unbeschwerte Veranstaltung war, ist nun mit erheblichen Auflagen verbunden. Wir haben mit Christian Hoffmann, dem Vorsitzenden des Vereins Fastnachtsumzüge Alzey e.V., gesprochen, um mehr über die Auswirkungen der neuen Sicherheitsvorgaben zu erfahren.

Neue Sicherheitsmaßnahmen: Ein Umdenken ist erforderlich

Laut Hoffmann sind einige Änderungen im Sicherheitskonzept eher kleinere Anpassungen: „Statt einer Barke sollte ein Auto eingesetzt werden – das sind eher Kleinigkeiten, die die Polizei empfohlen hat.“ Doch mit jeder neuen Maßnahme kommen auch größere Fragen auf. So sollen schwere Fahrzeuge als Zufahrtssperren eingesetzt werden. Allerdings muss gleichzeitig gewährleistet sein, dass Rettungsdienste weiterhin problemlos passieren können. Daher müssen diese Fahrzeuge mit Fahrern besetzt sein, die im Notfall das Fahrzeug zur Seite fahren können.

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Eine zusätzliche Herausforderung stellt das hohe Gewicht der benötigten Fahrzeuge dar. Da die Stadt Alzey nicht über ausreichend eigene Kapazitäten verfügt, müssen diese schweren Fahrzeuge samt Fahrzeugführern extern beschafft werden. Diese zusätzliche logistische Anforderung bringt nicht nur organisatorische, sondern auch finanzielle Belastungen mit sich.

Früher seien die größten Herausforderungen andere gewesen, erinnert sich Hoffmann: „Unsere Probleme waren, ob ein Gaul mal durchgeht – aber wir haben ja keine Pferde mehr. Eigentlich sollten wir also keine Probleme mehr haben.“ Doch mittlerweile sind organisatorische Hürden und Sicherheitsvorgaben die neuen Herausforderungen für die Veranstalter.

Brauchtum und Sicherheit: Eine Kostenfrage?

Die Diskussion über die Sicherheit von Fastnachtsumzügen dreht sich nicht nur um die Maßnahmen selbst, sondern auch um deren Kosten. „Unsere Brauchtumsveranstaltungen sind UNSERE ART ZU LEBEN“, betont Hoffmann. Doch diese müsse auch noch finanzierbar bleiben: „Es kann nicht sein, dass wir mit exponentiell gestiegenen Sicherheitsmaßnahmen organisatorisch ans Ende gebracht werden – von den finanziellen Aspekten ganz zu schweigen.“ erklärt Hoffmann.

Ein Beispiel für die neuen Auflagen ist z.B. auch die Änderung des Zeitplans: „Um 12:00 Uhr muss nun schon die komplette Aufstellung stehen, früher war es 13:00 Uhr“, erklärt Hoffmann. Zudem erfolgt die Abnahme der Fahrzeuge bereits ab 12:00 Uhr, was für viele eine logistische Herausforderung darstellt. Dennoch bleibt das Interesse hoch: „Wir haben wieder 58 Teilnehmer, genau wie im vergangenen Jahr – das zeigt, dass die Fastnacht weiterhin ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens ist.“

Die Sicht der Stadt Alzey: Anpassungen nach Anschlag in München notwendig

Auch die Stadt Alzey hat sich zu den aktuellen Maßnahmen geäußert. Aufgrund der Sicherheitslage nach dem Anschlag in München wurden verstärkte Maßnahmen ergriffen. „An mehreren Stellen werden schwere Fahrzeuge als Zufahrtssperren eingesetzt“, teilt die Stadtverwaltung mit. Diese Maßnahmen seien in enger Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden beschlossen worden.

Doch auch weitere Änderungen stehen an: Umzugswagen müssen künftig einen 10-Liter-Feuerlöscher mitführen. Diese Regelung basiert auf Erfahrungen mit Fahrzeugbränden bei vergangenen Umzügen. Die Kosten dafür tragen die Teilnehmer jeweils selbst.

Kosten und Zusammenarbeit mit Sicherheitsbehörden nicht kalkulierbar

Ob und in welchem Umfang sich die Sicherheitskosten für die Stadt erhöhen werden, kann derzeit nicht genau beziffert werden. Vor allem die zusätzlichen Arbeitsstunden der Einsatzkräfte lassen sich schwer kalkulieren. Die Zusammenarbeit mit Sicherheitsbehörden und anderen Städten, wie Bad Kreuznach, wurde jedoch verstärkt. Hierbei geht es vor allem um die Bewertung der aktuellen Lage und den Einsatz von Zufahrtssperren.

Sicherheit versus Kosten: Ein schwieriger Balanceakt

Die Stadt betont, dass der Schutz der Besucher an erster Stelle steht, während Kostenfragen zweitrangig seien. „Fastnacht ist ein wichtiger Bestandteil unseres Brauchtums, und trotz der aktuellen Herausforderungen steht die Veranstaltung nicht infrage“, erklärt Pressesprecher Pascal Schmitt von der Stadtverwaltung. Das Ziel sei es, ein Gleichgewicht zwischen größtmöglicher Sicherheit und der Bewahrung des Brauchtums zu finden.

Dennoch bleibt die Frage offen, wie lange Vereine und Organisatoren diesen Mehraufwand noch stemmen können, ohne dass Fastnachtsveranstaltungen aus finanziellen oder organisatorischen Gründen gefährdet werden. Immer wieder wird seitens der Politik betont, dass wir uns unsere Art zu leben nicht nehmen lassen. Doch die Entwicklungen zeigen, dass eine Fastnacht unter solchen Sicherheitsmaßnahmen noch nie unsere Art zu leben war. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob eine tragfähigere Lösung, gerade für Veranstalter, gefunden werden kann.

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