Alzey (as)Ein Jahr Corona – Jobcenter Alzey-Worms zieht Bilanz – Zahl der erwerbsfähigen Leistungsbezieher pandemiebedingt gestiegen.

Die Corona-Pandemie hat in vielen Wirtschaftsbereichen und auch auf dem Arbeitsmarkt ihre Spuren hinterlassen. Zwar waren die Auswirklungen auf den Arbeitsmarkt insgesamt weniger ausgeprägt als zunächst befürchtet, dennoch hat die Krise einige hart getroffen, darunter auch viele Menschen, die vor der Krise ein gutes Auskommen hatten. So mussten im Landkreis Alzey-Worms von April 2020 bis März 2021 insgesamt 219 Personen, die einer selbstständigen Tätigkeit nachgehen, Leistungen beim Jobcenter Alzey-Worms beantragen. Im Vorjahreszeitraum waren es 35 Personen. Auch zahlreiche Menschen im Angestelltenverhältnis mussten die Hilfen beantragen, weil ihnen das Kurzarbeitergeld für den Lebensunterhalt nicht ausreicht. Seit Beginn der Pandemie haben 488 abhängig erwerbstätige Personen Grundsicherung beantragt. Im Vorjahreszeitraum waren es 286.
Zwar konnte nach dem ersten Lockdown eine leichte Entspannung verzeichnet werden, dennoch hat die Zahl der Hilfebedürftigen im Jobcenter Alzey-Worms seit März 2020 stetig zugenommen. Laut Statistik bezogen im März 2021 insgesamt 4.032 erwerbsfähige Leistungsberechtigte finanzielle Hilfen des Jobcenter Alzey-Worms. Das sind 3,9 % mehr als im März des Vorjahres. Die Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung ist im Jahresdurchschnitt 2020 gegenüber dem Vorjahreswert um 6,3 Prozent angestiegen. Bei den Jüngeren unter 25 Jahre betrug der Anstieg über 17 Prozent. Wer einmal arbeitslos geworden ist, hat es in der Pandemie zudem besonders schwer, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. So lag die Zahl der Langzeitarbeitslosen in 2020 um über 9 Prozent höher als noch in 2019.
Gerade um diese Menschen machen wir uns große Sorgen“, so Heike Strack, Chefin der Mainzer Arbeitsagentur. „Der Lockdown hat für Viele eine Situation, die vorher schon nicht rosig war, noch weiter verschärft. Wer es beispielsweise aufgrund von Sprachschwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt schwer hatte und auch seine Kinder bei den Schulaufgaben kaum unterstützen konnte, den hat der Lockdown weiter zurückgeworfen. Viele arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wurden zunächst ausgesetzt, und vor allem Sprachkurse lassen sich nur schwer online durchführen. Gerade bei den geflüchteten Menschen hat das die Erfolge, die wir bis Anfang 2020 erzielen konnten, ausgebremst. Einige Menschen erreichen wir seit Monaten gar nicht mehr.“

Jobcenter Alzey-Worms beweist Flexibilität in der Krise

Das Jobcenter Alzey-Worms musste sich in kürzester Zeit auf die veränderte Situation am Arbeitsmarkt einstellen. Bereits zu Beginn der Pandemie hat die Bundesregierung eine vereinfachte Antragstellung für die Grundsicherung eingeführt, um die Folgen des Lockdowns abzufedern. Diese Regelung diente der schnellen Unterstützung von Menschen, die aufgrund der Corona-Pandemie in existenzielle Nöte geraten waren.
Mit der Antragsflut und den verschärften Lockdown-Regelungen musste auch die Arbeit im Jobcenter Alzey-Worms innerhalb kürzester Zeit angepasst werden. „Durch die plötzliche Antragsflut mussten wir handeln“ bestätigt die Leiterin des Jobcenters Ilka Huber. Damit alle Menschen schnellstmöglich und ohne Unterbrechung Leistungen erhalten konnten, wurden binnen weniger Tage Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters im Leistungsrecht geschult. So war es möglich, die Auszahlung der Leistungen weiterhin ohne längere Wartezeiten zu gewährleisten.
Auch im Bereich der Beratung mussten Prozesse umgestellt werden, um möglichst schnell alternative Kommunikationswege mit den Kundinnen und Kunden zu entwickeln. So wurde die persönliche Beratung durch telefonische Beratung ersetzt. Neben einem Notschalter für dringende Fälle wurden zusätzliche Hotlines eingerichtet, die eine persönliche Beratung mit den Jobcenter Mitarbeitern ermöglichten. Auch das Online Angebot wurde innerhalb kürzester Zeit ausgebaut, so dass inzwischen viele Anliegen auch von zu Hause aus erledigt werden können. Mit diesen Maßnahmen konnte eine bestmögliche Servicequalität in der Beratung weiterhin sichergestellt werden. „Vor allem in Zeiten erhöhter Unsicherheiten und Ängste sind natürlich viele Fragen entstanden“ erklärt Huber. „Deshalb hatte es für uns immer allerhöchste Priorität, unsere Erreichbarkeit zu gewährleisten, auch wenn unser Haus seit einem Jahr für den Kundenverkehr geschlossen ist.“

Digitalisierung als wichtiges Potenzial für die Zeit nach Corona

Trotz der aktuellen Herausforderungen blickt Landrat Heiko Sippel aber schon in eine mögliche Zukunft nach Corona: „Bei allen negativen Folgen der Pandemie für die Gesellschaft und den Einzelnen konnten wir aber auch einige positive Lehren für die „Zeit danach“ ziehen, zeigt sich der Kreischef überzeugt. So hätten erst die Kontaktbeschränkungen das große Potenzial der Digitalisierung für viele Mitarbeitende erlebbar gemacht. „Videokonferenzen, mobiles Arbeiten und flexible Raumkonzepte werden die Arbeitswelt der Zukunft prägen“, ist sich Sippel sicher.
Auch das Verhältnis der Jobcenter als Behörde zum leistungsberechtigen Bürger wird sich nach Ansicht von Heiko Sippel verändern: „Gerade der vereinfachte Leistungsbezug während der Pandemiezeit taugt als Blauphase für einen entbürokratisierten Zugang zum Arbeitslosengeld II auf Dauer.“
Abschließend betont Sippel aber auch: „Trotz aller digitaler Fortschritte steht auch weiterhin die gute persönliche Beratung des einzelnen Menschen im Mittelpunkt.
Neben den Unternehmen und Selbstständigen, denen die Pandemie mit allen ihren Auswirkungen schwer zusetze, gebe es im Landkreis Alzey-Worms aber auch Gewinner. So hat ein im Landkreis beheimatetes Biotechnologieunternehmen einen Corona-Schnelltest entwickelt und bereits in Millionenauflage produziert und auch die Fahrradbranche erlebe ein enormes Wachstum.

Jobcenter hat eine neue Adresse

Seit März hat das Jobcenter Alzey-Worms eine neue Adresse. Am neuen Standort in der Bleichstraße 6+8 in 55232 Alzey wurden die Räumlichkeiten ansprechend und kundenfreundlich gestaltet; für Jugendliche gibt es einen eigenen Bereich. „Wir hoffen, dass wir unsere Kundinnen und Kunden hier schon bald wieder auch persönlich empfangen können“, sagt Huber. Derzeit sei das nur Im Rahmen der bekannten pandemiebedingten Einschränkungen möglich. Die Voraussetzungen für persönliche Besuche im neuen Jobcenter sind jedenfalls optimal: Es ist zentraler gelegen als der alte Standort und hervorragend mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Die Bushaltestelle liegt direkt vor der Tür. In der näheren Umgebung stehen außerdem ausreichend Parkmöglichkeiten zur Verfügung.