Alzey-Mannheim (as) – “Einen Tag wie heute vergisst man so schnell nicht” erklärt Michael Sehr von der Berufstierrettung Rhein-Neckar sichtlich verärgert, der gerne früher hätte am Einsatz sein wollen – und auch können – wenn er nicht seine Fahrerlaubnis riskieren wolle.
Doch was war geschehen?
Der weltweit bekannte Tierretter, der immer wieder auch im Kreis Alzey-Worms Einsätze fährt, erhielt am heutigen Morgen einen Anruf der Polizei Neckarstadt (Mannheim), dass ein Hund bei einer Messerstecherei schwerst verletzt wurde.
Der Stiefsohn stach in der Wohnung des Stiefvaters auf den Hund seiner Frau ein, da dieser sich von ihm – nach eigenem “antreiben” und “ansticheln” letztlich gereizt fühlte, als dieser ihn daraufhin anbellte. Der Stiefsohn ging zunächst weg, kam jedoch zurück und ging mit Messer und Beil auf den Hund los und verletzte diesen schwerst. Die Polizei wurde alarmiert, welche sofort nach Eintreffen die Berufstierrettung um Hilfe bat.
Ohne BOS-Anerkennung (Zu den BOS gehören neben öffentlichen Organisationen auch gemeinnützige Vereine und im Rettungsdienst auch private Unternehmen. BOS sind neben den Polizeien, dem Zoll, dem Technischen Hilfswerk (THW) sowie den Feuerwehren auch die Organisationen des Rettungsdienstes und des Katastrophenschutzes), welche mit Blaulicht und Sondergenehmigungen zu Einsätzen fahren können, musste Sehr auf alle Geschwindikeitsbegrenzungen achten und im Stau in der Schlange stehen, um letztlich verspätet zur Einsatzstelle zu gelangen
“Ich hätte alleine heute wieder 15 min früher am Einsatzort sein können – 15 lange Minuten, die dem Tier so viel Leid hätte ersparen können,” erklärt Sehr im Gespräch mit der Alzeyer-Zeitung “doch ohne BOS Anerkennung riskiere ich meine Fahrerlaubnis und damit auch meinen Beruf als mobiler Tierretter. Bei einem Einsatz im vergangenen Jahr ging es ebenfalls um einen dringenden Notfall, ich missachtete hierfür einmal auch die Geschwindigkeitsbegrenzung, da es für das Tier um Leben und Tod ging, ich wurde geblitzt, erhielt eine hohe Geldstrafe und Punkte in Flensburg – keine der Behörden hat hier mit sich reden lassen – das ist für mich ein Unding, denn auch ein Tier ist ein leidensfähiges Lebewesen, welches ein Recht darauf haben sollte schnelle Hilfe zu erhalten”, so der Tierretter, der die mangelnde Anerkennung nicht verstehen will.
“Wir haben spezielle Dashcams im Auto, die wirklich alles aufzeichnen, den Innenraum, den Außenbereich, die Abstände der Fahrzeuge und vieles mehr, unsere Einsätze sind allesamt nachvollziehbar und dokumentiert – uns geht es ja nicht darum, bei jedem verletzten Hamster mit Blaulicht rum zu fahren, aber bei solchen Einsätzen wie heute, oder im letzten Jahr bei einem Löwen in einem verunfallten Fahrzeug, ist ein Einsatz ohne Blaulicht schon fast fahrlässig”, so Sehr.
Dem Hund konnte er heute glücklicherweise noch helfen, dieser befindet sich, nach Auskunft der Polizei Mannheim Neckarstadt, in “guten Händen” und wird medizinisch betreut.
Aktuell (21:48 Uhr): Dem Hund geht es bereits wieder gut und konnte seiner Besitzerin wieder zugeführt werden.
Das Bild des Hundes mussten wir aufgrund der Schwere der Verletzung verpixeln.