Obdachlosenunterkunft in der Albiger Straße

Alzey (as) – Am gestrigen Donnerstag, 15. Februar 2024, konnte Bürgermeister Steffen Jung die geladenen Gäste zur Eröffnung der neuen Obdachlosenunterkunft in der Albiger Straße begrüßen. Die lang ersehnte Einrichtung kann nun ihren Betrieb aufnehmen.

Platz für 30 Personen auf 15 Zimmern

“Die ersten 9 Bewohner werden bereits Anfang März hier einziehen“, verkündete Bürgermeister Jung. Die Bewohner werden aus bisher angemieteten Wohnräumen der Alzeyer Baugesellschaft in den Neubau umziehen. Diese Wohnungen können dann renoviert und neuen Familien zur Verfügung gestellt werden.

Die neue Obdachlosenunterkunft erstreckt sich auf rund 450 Quadratmeter und zwei Stockwerke. Neben den 15 Zweibettzimmern stehen den Bewohnern Waschräume, Aufenthaltsräume und eine modern ausgestattete große Gemeinschaftsküche zur Verfügung. Besonders erwähnenswert auch, dass jedem Bewohner ein eigener abschließbarer Bereich im Kühlschrank für seine Lebensmittel zur Verfügung steht. Bürgermeister Jung betonte, dass bereits während der Planungsphase viele Kleinigkeiten berücksichtigt wurden, um potenzielle Streitigkeiten unter den Bewohnern zu vermeiden.

Bürgermeister stellt klar: Notunterkunft – keine Wohnung

“Es ist wichtig zu betonen, dass es sich bei dieser Einrichtung um eine Notunterkunft handelt und nicht um dauerhaften Wohnraum”, so Jung. Der Bürgermeister macht bei seiner Ansprache deutlich, dass die Stadt Alzey lieber keine solchen Einrichtungen benötigen würde, aber angesichts der Realität sei die Schaffung von Notunterkünften unumgänglich.

Klimafreundlichstes Gebäude der Stadt

Die Finanzierung der Unterkunft erfolgte vollständig durch die Stadt Alzey, eine Beteiligung der Verbandsgemeinde Alzey-Land oder des Landkreises Alzey-Worms gab es nicht. Die Investitionssumme für die Stadt Alzey beläuft sich dadurch auf rund 2,3 Millionen Euro.
Laut Klimamanager Marcel Klotz machen die moderne Ausstattung, wie eine Wärmepumpe, den Neubau zum derzeit klimafreundlichsten Gebäude der Stadt Alzey. Um eine 35KW-Peak PV Anlage soll das Gebäude zeitnah noch ergänzt werden.

Die Ablehnung von Fördermitteln seitens des Innenministeriums wurde durch Landrat Heiko Sippel auf Anfrage dieser Zeitung bereits im September 2020 erläutert. Sippel machte deutlich, dass für Maßnahmen bei Wohnungslosigkeit das Sozialministerium zuständig sei und die beantragten Mittel nicht aus dem Investitionsstock des Innenministeriums zur Verfügung gestellt werden konnten, wie beantragt.
Sippel erklärte zudem, dass die Maßnahme, die die Stadt Alzey plante, in der im Antrag beschriebenen Ausgestaltung auch nicht aus dem Sozialhaushalt gefördert werden kann. Auch dieser Sachverhalt wurde seitens des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung gegenüber der Stadt Alzey, seinerzeit noch unter Bürgermeister Burkhard, mitgeteilt.

Aktiv gegen Wohnungslosigkeit – gute Zusammenarbeit mit DRK

Trotz einiger Verzögerungen, unter anderem bedingt durch die Corona-Pandemie und der Insolvenz einer Sanitärfirma, konnte die moderne Notunterkunft nun also eröffnet werden.
Die Zeiten der maroden “Villa Kunterbunt” Am Herdry, aber auch den Mehrbettzimmern in angemieteten Wohnräumen innerhalb der Stadt sind nunmehr vorbei.
Im Haus in der Albiger Straße wurde auch an ein Büro gedacht, in welchem u.a. Streetworker und Sozialarbeiter Carsten Gieseler vom DRK, sowie Caroline Müller, Fachberaterin für Wohnraumsicherung, ihre Dienste zum Wohle der hilfsbedürftigen Menschen nachgehen können.

Eine gute Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) wird hier auch sicherlich wesentlich zum Erfolg der Einrichtung beitragen, da sind sich alle Beteiligten sicher. Gieseler, der täglich aus dem rund 50 Kilometer entfernten Hunsrück anreist, ist mit Herz und Geduld im Einsatz, um den hilfsbedürftigen Menschen zu unterstützen. Seit 2016 kümmert sich der sympatische Streetworker intensiv um jene, die oft von anderen Angeboten der Stadt Alzey nicht erreicht werden.

Streetworker und Sozialpädagoge Carsten Gieseler vor der neuen Einrichtung in der Albiger Straße

Seit dem 1. Juni 2023 kümmert sich auch Caroline Müller im Rahmen der Fachberatungsstelle für Wohnungssicherung um genau diese Menschen. Möglich macht dies ein Förderprojekt des Landes, welches für zwei Jahre 75 Prozent der Kosten für solche Beratungsangebote übernimmt. Den Rest, rund 23.000 Euro pro Jahr, zahlt hier ebenfalls die Stadt Alzey. Das Ziel der engen Zusammenarbeit zwischen der Stadt Alzey und dem DRK Kreisverband: von Obdachlosigkeit bedrohten Menschen eine Anlaufstelle bieten, sie durch Beratung unterstützen und ihnen dadurch helfen, sich selbst zu helfen. “Oft fehlt es bereits an den Basics”, weiß die DRK-Mitarbeiterin, die zuvor in der Flüchtlingsberatung in Ludwigsburg tätig war. Wo kann ich nach passenden Wohnungen suchen? Welche Möglichkeiten gibt es? Und wie verfasse ich ein korrektes Anschreiben?

Die lang ersehnte Eröffnung der neuen Obdachlosenunterkunft markiert einen wichtigen Schritt im Kampf gegen Wohnungslosigkeit, zeigt aber auch das Engagement der Stadt Alzey für ihre Bürgerinnen und Bürger in Notlagen.