Für sein langjähriges ehrenamtliches Wirken zum Wohle der Gemeinschaft hat Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Wulf Kleinknecht verliehen. Der Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd), Prof. Dr. Hannes Kopf, hat das Bundesverdienstkreuz und die Urkunde in einer Feierstunde an Wulf Kleinknecht aus Alzey ausgehändigt. „Alzey würde heute nicht so aussehen, wie es ist, wenn ihr Engagement nicht gewesen wäre“, betonte SGD Süd-Präsident Hannes Kopf in seiner Laudatio. Der Altstadtverein, die Geschichte und Baukultur von Alzey sind Schwerpunkte seines Wirkens, das er stets mit Herzblut verfolgt hat.
Der Mediziner Wulf Kleinknecht ist Mitbegründer des Altstadtvereins, der dank des Einsatzes von Kleinknecht mittlerweile über 700 Mitglieder zählt. Der Alzeyer war seit der Gründung 1976 der Ideengeber und Organisator des Altstadtvereins, dessen Vorsitzender er über 40 Jahre lang war. Seit 2017 ist er Ehrenvorsitzender des Vereins. Ein Ziel des Altstadtvereins ist der Erhalt des altstädtischen Gepräges von Alzey, was gelungen ist. Kleinknecht kümmerte sich unermüdlich um die Baukultur der Innenstadt seiner Heimatgemeinde. Zum Beispiel hat der Verein die ursprünglich als Flächensanierung betriebene Neuordnung der Innenstadt auf eine Objektsanierung hin verändert. Dadurch konnte ein großflächiger Abriss von Teilen der Stadt und zahlreichen repräsentativen, erhaltenswerten Häusern verhindert werden. Historisch wertvolle Gebäude wurden so gerettet und prägen heute das anschauliche Stadtbild. Unter der engagierten Leitung von Wulf Kleinknecht hat sich der Verein stets aktiv um die Erforschung, Erhaltung und Gestaltung des historischen Stadtbildes sowie um die Pflege und Förderung heimatlicher Kunst und Kultur gekümmert. So wurden Häuser nach denkmalpflegerischen Kriterien vor dem Abriss gerettet und instandgesetzt und auf Anregung und mit finanzieller Unterstützung des Vereins ist es gelungen, Fachwerke freizulegen und Fassadenrestaurierungen denkmalgeschützt durchzuführen. In enger Zusammenarbeit mit Stadtplanern, Kunsthistorikern und Denkmalpflege konnte die historische Bausubstanz von Alzey weitgehend so erhalten werden. Wulf Kleinknecht hatte stets die Unterstützung seiner Frau und Familie und stellte Privaträume für Aktionen des Altstadtvereins zur Verfügung. So wurden beispielsweise Floh- und Büchermärkte durchgeführt sowie Altstadtfeste. Dadurch konnte für den Verein eine finanzielle Situation geschaffen werden, die auch Unterstützung bei der Renovierung erhaltenswerter Gebäude für private Bauherrn möglich machte. Auf Initiative und Leitung des Alzeyers konnten zahlreiche stadtbildprägende Projekte ausgeschrieben und finanziell verwirklicht werden. Hierzu zählt zum Beispiel die künstlerische Ausgestaltung der Alzeyer Innenstadt mit zahlreichen neuen Kunstwerken und geschichtsbezogenen Denkmälern zeitgenössischer Bildhauer, sowie einem Glockenspiel mit Figurenspiel im historischen Alzeyer Rathaus und neue Brunnengestaltungen.
Auch die Einrichtung eines Buchantiquariats in einem vor dem Abriss geretteten Biedermeierhaus, dem vereinseigenen Bürgermeister-Bechtolsheimer-Haus, wurde ermöglicht. Der Verein führt Baumpflanzaktionen durch, hilft bei der Illuminierung repräsentativer Innenstadthäuser und spendet Bänke für die Innenstadt. Auf Kleinknechts Initiative hin wurde 1989 in Alzey die erste großräumige Weinbergshäuschen-Wanderung in Rheinland-Pfalz entlang an ca. 20 alten, bewirtschafteten Weinbergshäusern ins Leben gerufen, die mittlerweile jedes Jahr am 1. Sonntag im September tausende von Besucherinnen und Besuchern aus Nah und Fern nach Alzey führt.
Zusätzlich wurden in diesem Bereich architektonisch ausgefallene neue Weinbergshäuser gebaut und ein Kunst- und Kulturwanderweg mit zahlreichen Kunstdenkmälern eingerichtet. Wulf Kleinknecht gab auch den Anstoß zum Verlegen der „Stolpersteine“ in Alzey, die vom Altstadtverein finanziert wurden. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Renate Rosenau wurden vom Künstler Gunter Demnig von 2011 bis jetzt in Alzey eine Zahl von bisher 82 „Stolpersteinen“ vor 35 Häusern gesetzt. 2021 haben Wulf Kleinknecht mit seine Frau Gisela über 200 Originalbilder Alzeyer Ansichten aus zwei Jahrhunderten im Wert von ca. 35.000 Euro dem Museum der Stadt Alzey gestiftet. Und anlässlich seines 80. Gebutstags hat er 2022 einen Betrag von 3.300 Euro seiner Heimatstadt überwiesen, damit in der historischen Stadtmitte wieder, wie früher, blaue Straßennamensschilder angebracht werden können. Wulf Kleinknecht ist auch Verfasser und Co-Autor zahlreicher Publikationen zur Regionalgeschichte. Darüber hinaus engagiert sich der Alzeyer seit 2009 als Mitglied im Stadtrat von Alzey. Kleinknecht wurde mit dem Landesverdienstorden sowie der Goldenen Ehrennadel und dem Ehrenring der Stadt Alzey ausgezeichnet.
Seit 2018 ist er Ehrenbürger seiner Heimatstadt und in der Innenstadt wurde ein Platz nach Wulf Kleinknecht benannt. Sein jahrzehntelanges von großer Leidenschaft und Fachkompetenz geprägtes Engagement verdient große Anerkennung.
Bei der Verleihung des in Neustadt mit dabei waren Landrat Heiko Sippel und Bürgermeister Steffen Jung. Beide gratulierten dem 81-Jährigen für die hochverdiente und seltene Auszeichnung. „Es ist in meiner fast vierjährigen Amtszeit das erste Mal, dass ein Bürger aus dem Landkreis diese besondere Auszeichnung erhält und es ist so sehr verdient. Sie haben sich um die Stadt Alzey und damit um die ganze Region verdient gemacht und hier gegen viele Widerstände eingesetzt“, so Landrat Heiko Sippel, der Kleinknecht vor einigen Jahren für diese Ehrung selbst vorgeschlagen hatte.
Bürgermeister Steffen Jung freute sich darüber, dass der Alzeyer Ehrenbürger Wulf Kleinknecht „auch von Seiten des Bundes eine solch bedeutende Auszeichnung erhalten habe. Wir wollen uns gar nicht vorstellen wie unser historisches und von Fachwerkhäusern geprägtes Bild der Innenstadt ohne Deinen Einsatz heute ausschauen würde und auch auf die von Dir initiierte Wingertshäuschen-Wanderung sowie den Kunst- und Kulturwanderweg wollen wir alle nicht mehr verzichten.“ Sippel und Jung hoben zudem noch die Unterstützung der Familie heraus, denn sowohl seine Frau Gisela, als auch die ganze Familie, unterstützen den Alzeyer jederzeit tatkräftig bei seinem außerordentlichen ehrenamtlichen Wirken über die vergangenen fünf Jahrzehnte hinaus.