Eine Pressemitteliung des Elternauschusses der KiTa Partenheim: Nachdem die Kita Anfang Februar wegen Schimmel geschlossen wurde (die Alzeyer Zeitung berichtete hier und hier), leiden Kinder und Personal unter der Notfallbetreuung. Wie lange es dauern wird bis das über Jahre kaputt gesparte Kita-Gebäude wieder bezogen werden kann, ist mehr als ungewiss. Die geplante Teil-Sanierung ist nach Auffassung eines Sachverständigen absolut unzureichend.

KiTa seit Februar 2023 geschlossen

Seit 06.02.23 ist die Kita Partenheim wegen Schimmel geschlossen. Seit 08.03.23 sind alle derzeit 68 Kinder mit einer um zwei Stunden verkürzten Öffnungszeit wieder in Betreuung. Seit Ostern ist die Kita auf drei Standorte verteilt. Die 41 Kinder aus drei Gruppen und ihre Erzieher*innen, die in der St. Georgenhalle untergebracht sind, leiden merklich unter der neuen Betreuungssituation. Das Haupt-problem sind die Lärmbelastung und die fehlenden Rückzugsräume. Durch die Verteilung auf drei Standorte und die Sicherheitsanforderungen in der Halle fehlt es zudem an Fachkräften.

Eltern und Fachkräfte beobachten seit Wochen auffällige Verhaltensveränderungen der Kinder, die sich zunehmend verschärfen. Die Zahl der weinenden Kinder, die sich morgens nicht aus den Armen ihrer Eltern lösen wollen, ist gestiegen, und im Gegensatz zu früher dauert es deutlich länger bis sie sich wieder beruhigen. Der übliche Anruf bei den Eltern, dass alles wieder gut ist, er fällt schwer. Denn nach Ansicht der pädagogischen Mitarbeiter*innen ist die Situation gar nicht gut. Die Kinder würden in der Halle inzwischen förmlich „durchdrehen“. Das Team sieht das Kindeswohl gefährdet und gerät selbst immer mehr über die Belastungsgrenze.

Mehr Kinder auffällig

Wo früher 2-3 Kinder pro Gruppe besondere Aufmerksamkeit erforderten, sind es heute deutlich mehr, die rebellieren und darauf aufmerksam machen, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Die Kinder sind unruhiger, aggressiver, geraten schneller in Konflikte, die sie alleine nicht gut gelöst bekommen. Gleichzeitig sind sie ängstlicher, zeigen ein größeres Sicherheits- und Nähebedürfnis, klagen häufiger über Kopf- oder Bauchschmerzen. Kinder, die längst trocken waren, nässen oder koten ein. Alle Anstrengungen des Teams nach der Organisations- und Findungsphase wieder ein gutes pädagogisches Programm auf die Beine zu stellen, haben an dieser Entwicklung nichts geändert. Es ist zu laut, um in Ruhe spielen oder etwas vorlesen zu können. Nach sieben Stunden Betreuung sind die Kinder erschöpft und Team leiden unter Notbetreuung

Auch das Team leidet unter der Situation. Heiserkeit, Ohrenpfeifen, Unzufriedenheit mit den begrenzten Möglichkeiten der eigenen pädagogischen Arbeit, allgemeine Belastungssymptome, zunehmende Krankheitsausfälle. Eine Erzieherin hat sich bereits wegbeworben, eine weitere geht im Sommer in den Ruhestand. Das Jugendamt hat aufgrund der Ausnahmesituation eine zusätzliche halbe Stelle genehmigt, gefunden werden konnte zumindest eine Aushilfskraft. Die beiden Stellen in dieser Situation wieder zu besetzen, dürfte ein Ding der Unmöglichkeit werden.

Aber nicht nur die Betreuungssituation macht Kita, Eltern und Kindern zu schaffen. Monatelang ließ man es in die Kita regnen. Anstatt mit Eilentscheiden schnell zu handeln, schoben sich Orts- und Verbandsgemeinde den Schwarzen Peter hin und her. Fast vier Monate und eine viel zu spät ausgesprochene Drohung des Elternausschusses dauerte es, bis man endlich eine notdürftige Reparatur veranlasste, die Schimmelprüfung beauftragte und die Dacherneuerung beschloss.

Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse der in Auftrag gegebenen Gutachten nicht verwunderlich: In fast allen Räumen wurde Schimmel gefunden. In einigen sogar ein starker Schimmelbefall, in anderen Spuren von Wasserschäden der Vergangenheit. Doch längst sind nicht alle Räume untersucht worden, die möglicherweise ebenfalls betroffen sind. Damit nicht genug, wurde im November bei der Suche nach dem Wasserleck krebserzeugende Dämmwolle ausgebaut und monatelang offen liegen gelassen. Die Kita wurde auf die Gefahrenquelle, die man luft- und staubdicht hätte verschließend müssen, nicht aufmerksam gemacht und der Raum wurde weiterhin zur Lagerung genutzt sowie täglich zum Lüften geöffnet.  

Sanierungsarbeiten sollen bis Sommer andauern

Ein Infoabend der VG zur Beantwortung von 60 Fragen, die die Eltern bei der Verwaltung eingereicht hatten, konnte das Vertrauen der Eltern und des Kita-Teams nicht zurückgewinnen. Bis zum Sommer sollen die Sanierungsarbeiten in der Kita abgeschlossen sein, doch ob mit den geplanten Maßnahmen hinreichend saniert ist, ist mehr als fraglich. Das Kita-Gebäude gehört nach fast 40 Jahren ohne größere Arbeiten dringend kernsaniert. So sieht es auch ein Sachverständiger, dem der Betriebs-träger, die Ev. Kirchengemeinde, die beiden Gutachten zur Prüfung vorgelegt hat. Seiner Auffassung nach gehören die Räume entkernt und neu aufgebaut. Vor allem, weil es sich um eine Einrichtung für kleine Kinder handelt, deren Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist.

Das grob-fahrlässige Nicht-Handeln der Verantwortlichen bewog einige Eltern dazu, Strafanzeige zu stellen. Doch wo ein körperlicher Schaden noch nicht entstanden ist oder der Zusammenhang nicht bewiesen werden kann, handelt es sich lediglich um eine Ordnungswidrigkeit, so dass einige dann wieder von ihrer Anzeige absahen.

Die politisch Verantwortlichen sind sehenden Auges in diese Situation gelaufen. Spätestens seit dem Wasserschaden im Februar 2021 wussten Verbands- wie Ortsgemeinde – wie eine Mail belegt – in welch marodem und erneuerungsbedürftigen Zustand die Flachdächer sind und dass es jederzeit zu einem größeren Wasserschaden kommen könnte. An der Gesundheit und dem Wohlergehen unserer Kinder zu sparen, ist definitiv die falsche Stelle. Die entstandenen Schäden, am Gebäude sowie am Wohlbefinden von Kindern und Personal, hätten bei anderer politischer Prioritätensetzung verhindert werden können.

Aber nicht nur für die aktuellen Kinder ist das jahrelange Kaputtsparen des Gebäudes zum Problem geworden. Die Aufnahme zusätzlicher Kinder, die auf der Warteliste stehen, ist in der aktuellen Situation nicht möglich. Räume und Personal sind bereits an ihrer Belastungsgrenze und für Eingewöhnungen sind keine personellen Kapazitäten übrig. Der entstehende Eingewöhnungsstau verzögert die Aufnahme der bereits wartenden sowie der im Zuge der Neubaugebiete noch hinzuziehenden Kinder um Jahre.

Ein weiteres Problem stellt der seit Jahren geplante und dringend benötigte Erweiterungsbau dar. Das Gelände, auf dem er errichtet werden soll, gehört einem privaten Investor. Der Plan, das Gebäude bauen zu lassen und anschließend zu erwerben, lässt sich nicht so einfach umsetzen. Denn um eine öffentliche Förderung zu erhalten, müssen die Vorgabe einer öffentlichen Ausschreibung eingehalten werden. Nach Auskunft der Gemeinde warte man hier noch auf eine Entscheidung des Landes. Sollte das Land das Bauvorhaben schlussendlich nicht positiv bescheiden, rückt der Traum bis spätestens 2028 endlich allen Partenheimer Kindern einen Kita-Platz gemäß dem seit 01.07.2021 gesetzlich verankerten Rechtsanspruch auf eine mindestens siebenstündige Betreuung inklusive warmem Mittagessen gewährleisten zu können, in weite Ferne. Aktuell kann nur die Hälfte der Kinder, für die im Gebäude eine Betriebserlaubnis vorliegt, eine Betreuung über Mittag erhalten. Und der Bedarf ist damit noch längst nicht gedeckt. Die Kinder, die in den kommenden Jahren im Zuge der gerade erst entstehenden Neubaugebiete noch hinzukommen, sind in der Bedarfsplanung noch längst nicht berücksichtigt.

Forderungen

 Vor diesem Hintergrund fordern wir umgehend:

  • dass eine Unterbringung unserer Kinder an einem kindgerechten Standort, der alle Vorgaben des neuen Kita-Gesetzes erfüllt, sofort in die Wege geleitet wird.
  • dass die versprochenen Maßnahmen zur Lärmdämmung endlich erfolgen, damit die Betreuungssituation in den kommenden Monaten erträglicher wird.
  • dass alle Räume der Kita auf Schäden untersucht und bei Bedarf kernsaniert werden, damit wir unsere Kinder guten Gewissens in diese Räume zurückbringen können.
  • dass das Land Rheinland-Pfalz den geplanten Erweiterungsbau in einem ausreichenden Umfang positiv bescheidet, damit wir nicht in einen erneuten jahrelangen Planungsprozess starten müssen.